Ein Lungenbrötchen mit Feinstaubaufstrich

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Ausgerechnet Mediziner, genau genommen Lungenfachärzte, scheinen der Automobilindustrie zur Seite zu springen, die mit Schummel- Software die Abgaswerte manipulierten und u.a. in der Folge in vielen deutschen Städten Dieselfahrverbote erlassen wurden.

Professor Köhler und über 100 weitere Lungenfachärzte stellen die Grenzwerte für Feinstaub und NO2 im Jahresmittel von 40 µg/m³ infrage. Das bedeutet keinesfalls, dass sie damit behaupten würden, diese Emissionen wären nicht gesundheitsschädlich, wie es mehrfach falsch interpretiert wird.

6.000 Menschen sterben jedes Jahr vorzeitig wegen der hohen Stickoxid-Belastung. Das zeigt eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes.

Quelle: Jumpradio

So steht es vielfach in den Medien. Professor Köhler kritisiert nicht die gesundheitsschädigende Wirkung von Feinstaub und NOx, sondern die einseitige Fixierung auf diese beiden Schadstoffe, während alle anderen Schadstoffe keine Berücksichtigung finden, welche sich aber ebenso auf das Ergebnis auswirken können.

Es gehört zum Grundkurs der medizinischen Statistik, dass Korrelation nicht Kausalität bedeutet. Als Beispiel habe ich die Zunahme der Lebenserwartung von 1950 bis 2013 mit der Zunahme der zugelassenen Autos korreliert. Beide Größen korrelieren extrem miteinander (r = 0,98, p < 10–48). Der naheliegende Schluss, dass man nur mehr Autos zulassen müsse, um die Lebenserwartung weiter zu erhöhen, ist natürlich nicht plausibel. Trotzdem wird zunehmend in den epidemiologischen Arbeiten beziehungsweise in deren Interpretation aus der Korrelation eine Kausalität suggeriert.

Quelle: Ärzteblatt

Feinstaub und Stickoxide machen krank? Diese Behauptung sei nicht bewiesen, schreibt eine Gruppe von über hundert Lungenfachärzten in einem Positionspapier.

Quelle: Spiegel

So verzerrt der „Spiegel“ die Aussagen von Professor Köhler und den anderen Lungenfachärzten.

Mehr als 100 Lungenspezialisten bezweifeln den gesundheitlichen Nutzen der Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide und fordern eine Neubewertung.

Quelle: ZDF

Auch die Journalisten vom ZDF behaupten etwas, was so nie gesagt wurde. Es wird eben nicht behauptet, dass Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide keinen gesundheitlichen Nutzen haben, sondern wie diese ermittelt wurden und der Wert im Vergleich mit anderen Schadstoffbelastungsszenarien so nicht haltbar ist. So gelten an Straßenrändern in Innenstädten deutlich geringere Grenzwerte als an diversen Arbeitsplätzen. Hinzu kommen diverse Fehlmessungen und Standortparameter, welche nahelegen, dass dieses Verfahren erneut einer Prüfung unterzogen wird.

Einige der Tageswerte am Neckartor von April könnten zu hoch sein, weil Pollen die Werte beeinflusst haben. Das kann erhebliche Folgen haben – und die Landesmessanstalt ist ratlos.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten

Immerhin wurden Messfehler in Stuttgart nachgewiesen. So gibt es auch einen beachtenswerten Fall in Oldenburg:

Das konnte man am Sonntag testen. Wegen des Oldenburg-Marathons war die Innenstadt von morgens bis zum Nachmittag für den Verkehr gesperrt. Und was zeigte die Messstation am Heiligengeistwall an? Einen Mittelwert von 37 Mikrogramm ermittelte die Station (also knapp unter dem Grenzwert). Der Maximalwert lag bei 54 Mikrogramm (nach dem Marathon).

Quelle: Nordwest Zeitung

Um es nicht falsch zu verstehen. Stickoxide und jegliche Schadstoffe müssen auf ein Minimum reduziert werden. Sie sind in jeder Konzentration gesundheitsgefährdend. Hierfür sind Grenzwerte und deren Messung unerlässlich. Allerdings sollte man bei solchen Entscheidungen wie Fahrverbote von Dieselfahrzeugen auf eine wissenschaftlich fundierte Datenbasis zugreifen können. Es ist nicht nachvollziehbar und auch nicht akzeptabel, dass am Arbeitsplatz 950 Mikrogramm NOx zulässig sind, während in Innenstädten an Verkehrsschwerpunkten der Grenzwert deutlich darunter liegt. Das ist auch im Hinblick auf eine Feststellung von Prof. Matthias Klingner nicht plausibel:

Ein großer Teil der gemessenen Feinstaub-Immissionen ist im übrigen natürlich verursacht und durch den Tagesgang der Sonne geprägt, so lassen sich bis zu 40 Mikrogramm Feinstaub ( 50 Mikrogramm ist der Grenzwert ), direkt auf die Sonneneinwirkung zurückführen, lediglich fünf bis acht Mikrogramm sind durch den Autoverkehr bedingt. Zwei bis vier Mikrogramm kommen aus den Abgasen, Autos wirbeln, unabhängig ob mit Diesel oder Benzin angetrieben, ja auch selbst Feinstaub (Reifenabrieb) auf. Die Abgasbelastung ist also minimal gegenüber der natürlichen Belastung. In Inversionswetterlagen können die Feinstaubwerte auf 100 bis 150 Mikrogramm pro Kubikmeter steigen, eine komplette Verkehrssperrung bringt dann vielleicht zehn Mikrogramm weniger.

Quelle: Ärzteblatt

Die Autoindustrie wird dadurch nicht ihrer Verantwortung entbunden. Ziel muss es nach wie vor sein, den Schadstoffausstoß kontinuierlich zu verringern bis hin zu emissionsloser Mobilität. Nach derzeitiger Faktenlage sind jedoch Dieselfahrverbote nicht gerechtfertigt. Man müsste neben jenen Fahrverboten auch gleichzeitig eine Vielzahl anderer Maßnahmen umsetzen, will man restriktiv und glaubwürdig verfahren.

 

Bildquelle: Deutsche Lungenstiftung e.V.

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Von Amberg nach Bottrop

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Das neue Jahr 2019 wurde mit 2 Gewalttaten eröffnet, deren Motive nicht hätten gegensätzlicher sein können. Im bayrischen Amberg zog eine Gruppe Asylbewerber prügelnd durch die Stadt, wobei etwa 12 Personen zu Schaden gekommen sind. In Bottrop steuerte ein offensichtlich psychisch kranker Mann sein Fahrzeug vorsätzlich in Menschengruppen aus rassistischen Motiven.

Beide Taten sind Gewalttaten und den Opfern hilft es nichts, wenn die Medien die Taten gegeneinander relativieren. Bestenfalls wirkt es als Genugtuung, wenn die Täter angemessen bestraft werden. Aber auch hier werden die Medien dafür sorgen, dass lediglich der Unmut wächst. Und zwar nicht vorrangig bei den Opfern selbst, sondern in einer ohnehin gespaltenen Bevölkerung, die nicht mehr begreifen kann und will, dass die Sanktionierung derartiger Gewalttaten keine abschreckende Wirkung auf Folgetäter entwickelt. 

Claus Kleber leitete die Berichterstattung über die beiden Vorfälle in der Abendsendung vom 2. Januar 2019 mit folgenden Worten ein:

Der Jahreswechsel wurde von 2 Vorfällen verdüstert, die Zyniker auf die Idee bringen könnten, da sei Unrecht mit Unrecht vergolten worden. Eine unsinnige Kalkulation. Am Silvesterabend fuhr ein Mann sein schweres Auto in Gruppen von Menschen, die er für Ausländer hielt. Als die ersten schwer verletzt zu Boden gingen, suchte er sein nächstes Ziel. Eine halbe Stunde ging die Schreckensfahrt. Es war Glück, dass es keine Todesopfer gab. 8 Menschen wurden verletzt, eine Frau aus Syrien lebensgefährlich. Außerdem eine afghanische Mutter und ihr 4- jähriger Sohn und ein 10- jähriges Mädchen aus Syrien. Der Täter, ein wohl psychisch labiler Mann, soll der Polizei Ausländerhass als sein Motiv genannt haben. Forderungen nach neuen Gesetzen hat man danach nicht gehört. Das war anders nach dem Vorfall vom Wochende in Amberg in der Oberpfalz. Dort haben 4 junge Asylbewerber, offenbar schwer betrunken, wahllos auf Passanten eingeschlagen. 12 Menschen wurden verletzt, einer am Kopf. Hier kamen dann sofort politische Forderungen. Nichts davon neu.

Quelle: ZDF Heute Journal

Je nach politischer Gesinnung interpretieren die verschiedenen Medien die Version der beiden Geschehnisse sehr unterschiedlich. Das darf man unumwunden tendenziös bezeichnen. Eine Analyse des Claus Kleber- Statements bestätigt in erschreckendem Maß, wie wenig sich Nachrichtenredaktionen um Neutralität scheren. 

So bringt lediglich Claus Kleber die herbeizitierten Zyniker auf jene haarsträubende „Auge um Auge“ Theorie. Diese unsinnige Kalkulation, wie er seine schwachsinnige Aussage in der Folge selbst betitelt, entlarvt ihn selbst am meisten.

In der Darstellung der beiden Vorfälle verwendet Herr Kleber für die Bottrop- Tat massive Ausdrücke wie „schwer verletzt“, „schweres Auto“ und „Schreckensfahrt“. In Amberg beschreibt er das dort ebenfalls etwas schwerer verletzte Opfer lediglich mit „verletzt, einer am Kopf“. Rhetorisch hat er beide Vorfälle damit bereits schon in ihrer Heftigkeit getrennt, obwohl hierfür keinerlei Anlass besteht und er als Moderator sicher nicht in der Lage ist, zu beurteilen, wie schwer welche Personen bei diesen Gewalttaten verletzt wurden. Und genau deswegen sollte man solche Wertungen unterlassen.

Auch die Feststellung, dass im Bottrop- Fall keine Forderungen nach Gesetzesänderungen vernommen wurden, aber im Amberg- Fall durchaus, insbesondere vom Bundesinnenminister Seehofer, ist bei genauer Betrachtung unsinnig. Daraus konstruiert Herr Kleber lediglich eine Gewichtung der beiden Taten, die eigentlich wegen ihrer Unterschiedlichkeit überhaupt nicht miteinander verglichen werden können. In Bottrop handelte es sich um Mordversuche, während in Amberg bestenfalls Körperverletzung als Anklagepunkt Bestand haben kann.

Auffallend ist ebenso, dass Nationalitäten von Herrn Kleber in der Bottrop- Tat explizit hervorgehoben werden, wo doch ansonsten die Medien mit derartigen Veröffentlichungen eher zögerlich bleiben. Zur Amberg- Tat spricht er hingegen lediglich von 4 jungen Asylbewerbern.

Die geographische Distanz der beiden Tatorte könnte auch als Synonym ihrer Vergleichbarkeit betrachtet werden. Die zeitliche Nähe sollte keine Rolle spielen. Versuchter Mord in meheren Fällen aus rassistischen Gründen kann man schlichtweg nicht mit Körperverletzung in mehreren Fällen vergleichen. Es war zutiefst unseriös, die beiden Fälle in der Berichterstattung miteinander zu verknüpfen. Das war keine Sternstunde des ZDF Heute Journals.

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