Wenn das Sommerloch sich den Medienvertretern nähert, welche nicht zu Zeiten der Fussball- Europameisterschaft in den Sportredaktionen arbeiten, kommt jede Meldung gerade recht. Derzeit scheinen die Journalisten sich gegenseitig wegen eines winzigen Tierchen voneinander abzuschreiben. Nicht anders ist zu erklären, dass dabei immer wieder die gleiche entomologische Inkompetenz hervorsticht.
Eine wichtige Information, was zu etlichen Falschinterpretationen führt, hat mit der Präzision in der Bezeichnung zu tun. So gibt es einerseits Bryobia graminum, die „echte“ Grasmilbe und andererseits Neotrombicula autumnalis, die Herbstmilbe. Letztere ist auch unter den Trivialnamen Heumilbe, Herbstgrasmilbe, Graslaus, Erdlaus oder Pfirsischlaus bekannt, was leider nicht hilfreich bei der Bestimmung ist. Sogar Grasmilbe wird sie genannt, wenngleich diese ja ein eigentlich anderes Spinnentier ist, wenn auch nahe verwandt. Wenn also von „Grasmilbe“ die Rede ist, so ist vorwiegend die Herbstmilbe gemeint. Die „echte Grasmilbe“ ernährt sich weitgehend pflanzlich, es soll aber auch in Einzelfällen zu Befall von Säugetieren gekommen sein.
Wie der Name bereits aussagt, werden die Herbstmilben eher im Spätsommer aktiv. Allerdings ist diese Aussage nicht sehr verlässlich.
Um den Plagegeistern entgegen zu wirken, wird nicht selten dazu geraten, Rasenflächen sehr häufig zu mähen und zu behandeln. Das ist nicht wirklich von großer Bedeutung, denn die winzige Larve (ca. 0,3mm) lauert auf einem noch so kurzen Grashalm auf ein vorbeikommendes Wirtstier, was auch ein Mensch sein darf. Trockenheit und Wärme sind wesentlich wichtigere Aspekte für die Habitatsansprüche.
Entdeckt nun jemand viele juckende Pusteln auf der Haut, oft nahe beisammen, kann durchaus ein Befall von Herbstmilben vorausgegangen sein. Schließlich kommen ja auch noch einige andere Störenfriede wie Stechmücken, Wadenbeißer oder Kriebelmücke infrage. Auch die Nesselhaare des Eichenprozessionsspinners können für heftige allergische Reaktionen sorgen, deren Erscheinungsbild ebenfalls an viele Insektenstiche auf engem Raum hindeuten.
Was nun letztendlich für den Juckreiz verantwortlich war, muss man selbst herausfinden. Wenn man mit Brennhaaren von Raupen des Eichenprozessionsspinners in Berührung kam, hat man sich mit großer Wahrscheinlichkeit in unmittelbarer Nähe eines Raupengespinstes aufgehalten. Hierfür ist ein Aspekt immer gegeben. Eine Eiche muss irgendwo in der Nähe gewesen sein. Eher selten, in Jahren einer Massenvermehrung, werden auch Hainbuchen besetzt. Da unter Umständen die Nesselhaare auch vom Wind fortgetragen werden können, sind in seltenen Fällen auch Hautirritationen außerhalb des direkten Radius des Nestes möglich.
Stechmücken und andere Blutsauger entdeckt man meistens noch frisch auf der Tat. Ein Überfall in der Nacht deutet auch maßgeblich auf Stechmücken hin. Zecken beißen sich für lange Zeit fest und können kaum übersehen werden. Aber auch die Larven der Herbstmilbe sind deutlich träger als die flugfähigen Plagegeister. Sie verharren eine Zeit lang auf ihren Opfern, der Juckreiz tritt allerdings erst deutlich später auf.
Häufig werden leider andere harmlose Insekten fälschlicherweise mit den Parasiten verwechselt. So haben Schnaken zu Unrecht einen schlechten Ruf, denn die deutlich kleineren Stechmücken sind weniger auffällig. Raupen mit Haaren müssen immer damit rechnen, für Eichenprozessionsspinner gehalten zu werden. Der Wadenbeißer sieht fast genauso aus wie eine Stubenfliege. Und die rote Samtmilbe wird nun oft für eine Gras- oder Herbstmilbe gehalten.