Alle Jahre wieder, sobald ab etwa Mitte Juni die gelben Blüten des Jakobsgreiskraut, auch Jakobskreuzkraut genannt, mit ihren typischen gelben Blütenständen in den Wiesen erscheinen, werden vor allem manche Pferdehalter von Panik ergriffen.
Zu Recht müssen Weidetierhalter diese Pflanze fürchten, denn sie ist hochgradig giftig, insbesondere eben für Pferde. Schon die Aufnahme weniger Gramm der Pflanze kann die Leber der Tiere irreversibel schädigen und sogar zum Tod führen. Verantwortlich hierfür sind die enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide.
Den Tierhaltern bleibt im Prinzip nur das mühselige Ausstechen der einzelnen Pflanzen aus ihren Weideflächen, obwohl die Tiere in der Regel die Pflanze wegen der enthaltenen Bitterstoffe meiden. Gefährlicher ist das Jakobskreuzkraut allerdings nach der Heuernte, wenn es getrocknet im Futter untergemischt ist, da die Bitterstoffe dann verschwunden sind. Wer also Heu erntet, muss darauf achten.
Jacobaea vulgaris mit Raupe von Tyria jacobaeae
Ein eigentlich ökologisch wertvoller Verbündeter im Kampf gegen diese Pflanze ist ein kleiner bunter Schmetterling bzw. vielmehr dessen Raupen. Der Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae), auch Blutbär oder Karminbär genannt, ist auf Senecio– Arten, wie das Jakobskreuzkraut spezialisiert. Ohne diese Pflanze kann diese Schmetterlingsart nicht existieren.
Wie die Pflanze selbst ist auch die Raupe hochgradig giftig und wird von Vögeln gemieden. Die natürlichen Fressfeinde der Raupe sind Spinnen, Wespen und Käfer sowie Wanzen.
Die Raupen des Jakobskrautbären leben gesellig vorwiegend in den Blütenständen und verhindern durch den Fraß der Blüten, dass sich Samen bilden. Später wandern die Raupen am Stängel hinab und fressen auch die Blätter.
Da diese Schmetterlingsart jedoch immer seltener vorkommt, was weitgehend auf Pestizide in der Landwirtschaft und der Mahd von Wegrändern und Saumbiotopen zurückzuführen ist, bleibt die Wirkung auf die Bestände der sich stark verbreitenden Pflanze marginal.
Ein zielführendes Mittel gegen die Verbreitung des Jakobskreuzkrautes ist die Bodenbeschaffenheit. Dichte Grasnarben machen es der Pflanze schwer, sich zu etablieren, während Umpflügen oder ständige Bearbeitung der Pflanze eher entgegenkommen. Es hängt also maßgeblich von den Menschen ab, ob sich die Pflanze gut oder schlecht ausbreiten kann.
Allerdings verbreiten sich zunehmend Falschmeldungen und Mythen über die Pflanze.
Bereits der Hautkontakt mit Jakobskreuzkraut soll zu Erkrankungen
führen und eine tödliche Gefahr für Menschen und Tiere darstellen. Es gibt darüber vereinzelte Berichte, denen wissenschaftliche Evidenz jedoch fehlt.
Bei Hautkontakt können bei empfindlichen Personen Kontaktallergien ausgelöst werden.
Quelle: pascoe.de
Näher erläutert wird das allerdings nicht. Dass sensible Personen bei Hautkontakt mit diversen Substanzen allergisch reagieren, ist sicherlich kein Nachweis dafür, dass Jakobskreuzkraut hier eine besondere Rolle spielt.
Noch weniger wissenschaftlich stellt es das Gartenjournal dar, dem man sicher nicht die höchste medizinische Kompetenz zusprechen sollte:
Erstens ist das Kreuzkraut bereits bei Hautkontakt schädlich.
Etwas mehr Expertise kann man dem leider nicht mehr existenten Verein Arbeitskreis Kreuzkraut e.V. zutrauen, dessen Artikel hierzu noch im Internet dazu auffindbar ist. Zwar wird auch hier eingeräumt, dass die Aufnahme von Jakobskreuzkraut für Menschen schädlich sein kann, aber gelegentlicher Hautkontakt kaum bedeutsam ist.
Und wie belastet ist Honig von Bienen, die Jakobskreuzkrautblüten besucht hatten?
Tatsächlich kann Honig dadurch belastet werden, wenn Bienen sehr viel Honig aus Jakobskreuzkrautnektar produzieren. Das Problem ist bei Imkern bekannt, dennoch kommt von deren Seite eher Entwarnung.
Doch nun gibt es neue Erkenntnisse, nach denen zumindest Honige nur etwas Zeit benötigen, um sich praktisch selbst zu entgiften.
Quelle: Imkerverein Reinickendorf Mitte e.V.
Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit geben auch weitgehend Entwarnung, was Honige aus deutscher Produktion betrifft. Die Werte sind deutlich unter den Grenzwerten. Kleiner Wermutstropfen bleibt dabei, dass generell Honig nicht darauf überprüft werden muss.
Dennoch ist die Gefahr, durch Kräutertee Pyrrolizidinalkaloide aufzunehmen, höher.
Eine weitgehende Entwarnung für Menschen ist also gegeben. Todesfälle sind nur vereinzelt dokumentiert, die nachweislich auf Jakobskreuzkraut zurückzuführen sind. So berichtete die Augsburger Allgemeine von einem Fall eines Landwirts, der wohl tatsächlich übermäßig viel von der Pflanze gegessen haben und daran gestorben sein soll.
Für Tiere bleibt allerdings ein erhöhtes Risiko bestehen, wobei auch hier Unterschiede in der Verträglichkeit zu finden sind. Pferde reagieren am sensibelsten auf das Gift der Pflanze, wo hingegen Schafe damit deutlich besser klarkommen. Es gibt sogar eine Studie, wo Schafe im Prinzip die Pflanze ohne Probleme vertilgt haben. Auf die Dosis kommt es an.
Weswegen sich das Jakobskreuzkraut inzwischen explosionsartig ausbreitet, darüber gibt es diverse Theorien. Oft ist der Mensch mit falschen Bewirtschaftungsmaßnahmen nicht unschuldig. So gab es zumindest früher tatsächlich Samenmischungen mit Jakobskreuzkrautanteil zum Ansähen von Straßenbegleitgrün. Man darf das als fatalen Fehler bezeichnen. Trotzdem gehört die Pflanze zur heimischen Flora und erfüllt auch ihren ökologischen Zweck.
Entdeckt man Pflanzen mit Raupen des Jakobskrautbären, sollte man sie nicht entfernen. Hier sorgen die Raupen dafür, dass sich die Pflanze nicht aussähen kann und der Schmetterling bleibt der Natur erhalten.