Olympia 2024 liefert seit der Eröffnungsfeier quasi täglich zuverlässig einen Skandal oder so etwas ähnliches. Beim Boxwettbewerb in der Klasse bis 66kg trat Angela Carini (Italien) gegen Imane Khelif (Algerien) an und nach 46 Sekunden war der Kampf dann auch schon wieder vorbei. Die Italienerin gab auf, weil sie nach eigener Aussage einen sehr harten Schlag auf die Nase bekam und sich um ihre Gesundheit sorgte. Jedoch war deutlich zu erkennen, dass noch ein anderer Aspekt eine Rolle spielte…
Denn Imane Khelif gilt als umstritten, da wegen des Geschlechts der Person heftige Diskussionen geführt werden.
So wurde Imane Khelif bei der Box- Weltmeisterschaft 2023 in Indien aufgrund eines Tests vor dem Finalkampf von der International Boxing Association (IBA) disqualifiziert. Ein DNA- Test soll bestätigt haben, dass bei Imane Khelif XY- Chromosomen nachgewiesen wurden. Ist also die Person ein Mann, der nun im Frauen- Boxen diesen körperlichen Vorteil ausnutzen möchte?
Der selbst ernannte Faktenchecker Volksverpetzer lässt bei der Beurteilung erneut die eigene Ideologie einfließen.
Umar Nasarowitsch Kremlew, Präsident der International Boxing Association (IBA), behauptete, dass DNA-Tests bewiesen hätten, dass Khelif über XY-Chromosomen verfüge. Das ist jedoch eine Behauptung, die mit Vorsicht zu genießen ist. Aber daher stammt die Falschbehauptung, dass es sich bei Imane Khelif um einen Mann bzw. eine trans Frau halten solle.
Volksverpetzer spricht von „Behauptungen“ und im Konjunktiv. Diese Rhetorik verleiht den Aussagen des IBA- Präsidenten eine gewisse Unglaubwürdigkeit und soll so eine Faktenlage infrage stellen.
Zudem wird der Bogen zu einer tatsächlichen Falschbehauptung gespannt, nämlich, dass Imane Khelif eine trans Frau wäre, was ja inzwischen zweifelsfrei als falsch anerkannt ist. Nur wird dadurch weder die vorherige Aussage falsch noch jener Test, der die XY- Chromosomen nachgewiesen hat.
Volksverpetzer versucht nun per „Strohmann“- Argumentation die Aussagen des IBA- Präsidenten noch weiter in Misskredit zu bringen.
Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Aussagen der IBA und damit von Kremlew mit Vorsicht zu genießen sind. Das IOC hat den IBA ausgeschlossen, die Boxwettkämpfe auszutragen. Die Vorwürfe sind Korruption, konkret „mangelnde finanzielle Transparenz“ und „fehlende Integrität der Schiedsprozesse“ und zu enger Beziehungen zu Putin.
Nachtrag: Auch das IOC hat ein offizielles Statement herausgegeben, dass die Regeln, nach denen unter anderem Khelif das eine mal ausgeschlossen wurde, “willkürlich” gewesen seien und ohne “ordnungsgemäße Vorgehensweise” durchgeführt wurden.
Das ist wirklich kein guter Stil für einen Faktenchecker. Denn politische Verbindungen jenes ehemaligen IBA- Funktionärs und auch mögliche Korruption müssen ja nicht diesen speziellen Test automatisch falsch werden lassen.
Wenn man sich das Protokoll des IBA zu jener Vorstandssitzung genau anschaut, wo diese Fälle Programmpunkte waren, gibt es keinerlei Beanstandungen an der Vorgehensweise. So läuft das auch in jedem Amateur- Sportverein ab.
Weshalb das IOC den Boxverband IBA an der Durchführung der Wettkämpfe bei Olympia ausgeschlossen hatte, hat rein gar nichts mit dem aktuellen Sachverhalt um Imane Khelif zu tun. Dennoch ist jener „ominöse Test“ von großer Bedeutung.
Dieser DNA- Test, der die XY- Chromosomen bei Imane Khelif und auch Lin Yu-Ting nachgewiesen hatte und zur Disqualifikation beider führte, wurde von einem unabhängigen Labor durchgeführt.
Es gab gegen das Ergebnis keinen Einspruch von Lin Yu-Ting und Imane Khelif zog den Einspruch zurück. Das darf man durchaus als Anerkennung des Ergebnisses werten.
Was jedoch sagt das Ergebnis aus?
Personen mit XY- Chromosomen werden allgemein als Männer definiert. Personen mit XX- Chromosomen sind hingegen Frauen. In seltenen Fällen kann es zu Anomalien kommen, also dass auch eine Frau XY- Chromosomen besitzen kann sowie ein Mann XX- Chromosomen. Man spricht dann auch von Intersexualität.
Das wirkt sich massiv auf die körperliche Konstitution aus.
Was leitet Volksverpetzer daraus ab?
Imane Khelif ist eine Frau
Also: Ob Imane Khelif XY Chromosomen hat, ist unklar, und selbst wenn, würde es sie nicht zu einem “Mann” machen. Sie wird manchmal auch als “Intersex” bezeichnet, ist jedoch als Frau geboren und aufgewachsen. Eine Transition hat sie nie durchgemacht. Das wäre in Algerien auch verboten. Zur großen Debatte wurde das jetzt überwiegend aufgrund des letzten, ungewöhnlichen Kampfes, den Rechtsextreme und andere Transphobe ausnutzen.
Doch, es ist nachgewiesen, dass Imane Khelif sowie auch Lin Yu-Ting Träger von XY- Chromosomen sind. Es gibt nicht den geringsten Grund, die Testergebnisse anzuzweifeln, wenn selbst die Getesteten das anerkennen.
Es geht auch nicht darum, was „Rechtsextreme“ und „andere „Transphobe“ angeblich ausnutzen möchten. Diese Diskussion wird aktuell auch unter vielen Menschen kontrovers geführt, die man nicht einfach deswegen als Rechtsextreme oder Transphobe diffamieren sollte. Allein eine andere Meinung zu einem Sachverhalt, die nicht der Meinung von Volksverpetzer entspricht, stellt keinen Grund dar, diese Leute abzuwerten. Das gehört sich einfach nicht.
Und die meisten Menschen haben sicher rein gar nichts dagegen, dass Imane Khelif sich als Frau fühlt und so behandelt werden möchte. Es gibt seit gar nicht allzu langer Zeit zumindest in Deutschland die Möglichkeit, sich als „diverse“ Person amtlich eintragen zu lassen. Imane Khelif ist nun mal divers, aber eben nicht trans. Jedoch im sportlichen Wettbewerb, wo geschlechtsspezifische Merkmale Vorteile oder auch Nachteile schaffen können, sind die jeweiligen Sportverbände gefordert, das für alle Beteiligten bestmöglich zu arrangieren. Nach diesem 1. Kampf von Imane Khelif wird schmerzlich deutlich, dass es ein Fehler ist, diverse Personen in Frauen- Kategorien antreten zu lassen. Es ist in diesem Fall ein eklatanter Vorteil für Imane Khelif und kann für Gegnerinnen zu gesundheitlichen Schäden beitragen.
Nebenbei ist es ziemlich aufschlussreich, wie sich Medien, Journalisten und Politiker positionieren und sich zwei irgendwie gegensätzliche Lager bilden, die sich verbal attackieren. Man könnte auch einfach die Fakten anerkennen und im Sinne aller Sportler und insbesondere der Betroffenen aus gemachten Fehlern lernen und sie wenigstens zu beseitigen zu versuchen…
Update 04.08.2024:
Da inzwischen die Faktenlage immer deutlicher wird, dass Imane Khelif keine „cis“ Frau ist, versucht die Wokeness- Schickeria alle Register ziehen zu wollen. So zeigt der Vater von Imane Khelif die Geburtsurkunde seiner „Tochter“ in die Kamera eines TV- Teams. Tatsächlich ist dort das Geburtsjahr mit 1999 angegeben. Allerdings der Stempel des Ausstellungsdatums zeigt „2018/04/01“, also quasi den Zeitpunkt, als Imane Khelif eine Box- Karriere begann. Und auch das ist der Zeitpunkt, wo Imane Khelif offiziell zu einer Frau erklärt wird. Tests wurden nicht gemacht, das wurde einfach so deklariert.
Die Weltwoche
gehört zu den wenigen Medienvertretern, die nicht einfach ungeprüft den Stumpfsinn des Volksverpetzers übernehmen. Dabei geht es nicht darum, rechte oder linke Narrative zu bedienen, sondern schlicht um Wahrheit und Fakten. Leider ist das nur noch selten die Kernkompetenz der Mainstream- Medien. Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Thema gar nicht tangiert oder zumindest nur irgendwo zu verwaisten Sendezeiten, sagt einiges über den Zustand dieser Sendeanstalten aus.
Update 06.08.2024:
Inzwischen gab es eine Pressekonferenz des IBA, woraus sehr deutlich wurde, dass die beiden Athleten Imane Khelif und Lin Yu-Ting nicht aufgrund der Testergebnisse nicht startberechtigt für Frauen Kategorien im Boxen sind.
Der Sportjournalist Alan Abrahamson hatte Einblick in die Testergebnisse und veröffentlichte darüber einen Artikel.
Wer noch ganz bei Verstand ist, kann nicht gut heißen, dass die beiden Sportler im Frauen- Boxen antreten dürfen.
Update 05.11.2024:
Das medizinische Gutachten aus dem Jahr 2023 wurde inzwischen veröffentlicht und es bestätigt aus diversen Sekundärquellen, dass Imane Khelif ein Mann ist.
Erstellt wurde es sowohl vom Kremlin-Bicêtre-Krankenhaus in Paris als auch vom Mohamed-Lamine-Debaghine-Krankenhaus in Algier, der Hauptstadt Algeriens.
Interessant hierbei ist, dass Faktenchecker wie Correctiv
es nicht für nötig empfinden, ihre Falschinformationen zu korrigieren. Welches Licht wirft das auf solche „Faktenchecker“?