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Das Fake News- Dilemma

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Facebook soll aktiv gegen Fake News vorgehen. So hat es die Bundesregierung von Facebook verlangt. Facebook will dieses heikle Thema nicht selbst anpacken und sucht sich einen Dienstleister hierfür. Unentgeltlich soll Correctiv.org gemeldete Fake News analysieren und bewerten. Gelöscht soll allerdings nichts werden, sondern die als Falschmeldungen identifizierten Beschwerden sollen als Fake News gekennzeichnet werden. Das ist bislang noch nicht geschehen und ob es überhaupt erfolgversprechend sein kann, ist noch lange nicht sicher.

Kritik an Facebook’s erster Wahl übt nun ein Konkurrenz- Recherche Kollektiv namens Ein Prozent. In einem Artikel wird die Unabhängigkeit von Correctiv! in Frage gestellt und wörtlich als „Das Zensurwerkzeug der Elite“ bezeichnet.

Da jedoch keine Beiträge, die als Fake News definiert werden, gesperrt oder gar gelöscht, sondern lediglich gekennzeichnet werden, ist der Vorwurf einer Zensur eigentlich hinfällig und nicht korrekt. Urheber, deren Meldungen als Fake News auf diese Weise markiert wurden und sich dadurch diskreditiert fühlen, können dagegen vorgehen, indem sie den Nachweis erbringen, eben keine Falschmeldung verbreitet zu haben. Somit ist zumindest die Vorgehensweise nicht zu beanstanden.

Man darf tatsächlich die gemeinnützig eingestufte Organisation Correctiv! in ihrer Unabhängigkeit anzweifeln, schließlich wird sie durch einige Stiftungen finanziert, deren wirtschaftliche und politische Interessen mit dem selbst auferlegten Anspruch kollidieren könnten. Nach dieser Methodik kann man im Prinzip allerdings jegliche Institutionen der Kritik einer nicht zweifelsfrei  bestehende Unabhängigkeit bezichtigen. Das muss auch somit das Team von „Ein Prozent“ auch über sich ergehen lassen:

Projektleiter von „Ein Prozent“ ist Philip Stein, freier Autor und Verleger, laut der Internetseiten- Information.

Ein Video verdeutlicht recht anschaulich, wessen Geistes Kind jener Philip Stein ist. Nicht zu Unrecht wird er der neurechten Bewegung zugeordnet.

Professor Karl Albrecht Schachtschneider wurde überwiegend durch seine Verfassungsbeschwerden bekannt. Die politische Nähe zur FPÖ ist kein Geheimnis.

Helge Hilse ist 2. Vorsitzender und Gründungsmitglied des Vereins und gibt „Ein Prozent“ eine ladungsfähige Adresse.

Bekannter als die beiden Vorsitzenden ist Götz Kubitschek, dessen Umtriebigkeit in der rechten Szene von Pegida bis zur Identitären Bewegung hinlänglich bekannt ist.

Als Verleger des Compact- Magazins ist Jürgen Elsässer ein bekannter Protagonist der rechten Szene. Sein Magazin ist eines jener alternativen Medien, welches grenzwertigen Ruhm erlangt hat. Konsumenten sind vielfach Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker und Leute mit rechter und fremdenfeindlicher Gesinnung.

Mit Dr. Hans-Thomas Tillschneider, der als AfD- Politiker ein Mandat als Landtagsabgeordneter in Sachsen- Anhalt besitzt, komplettiert sich die Führungsriege dieses Vereins.

Man darf also zumindest feststellen, dass auch bei diesem Kollektiv keine Unabhängigkeit aus politischer Sicht besteht und ein großes Interesse zu erkennen ist, dass „alternative Meinungen“ nicht unterdrückt werden sollen. Ziemlich eindeutig verstehen sie ihre Tätigkeit als irgendwie alternativ:

Ohne Meinungsfilter kann sich jeder über den Kurznachrichtendienst twitter, Facebook, Netz- und Printmedien wie Sezession, Compact, Info-Direkt, Einwanderungskritik, dem jugendlichen YouTube-Format Laut Gedacht und zahlreichen anderen informieren, gezielt Hintergründe recherchieren und sich so aus mehreren Quellen ein Lagebild erstellen.

Sie machen sogar für ihre eigenen Kanäle offensiv Werbung, während sie Kritik an Correktiv! und deren Unabhängigkeit üben. Es ist sicher richtig und wichtig, dass jeder die Möglichkeit besitzen und auch nutzen sollte, sich seine Meinung aus verschiedenen Quellen bilden zu können. Es ist aber definitiv unseriös, andere Quellen zu diffamieren und die eigenen in ein leuchtendes Licht zu rücken.

Qui bono – Wem nützt es?

Diese Frage stellen oft jene alternativen Medien bei ihrer Kritik an den sogenannten Leitmedien, die gerne auch als Lügenpresse bezeichnet werden. Müssen sie womöglich fürchten, als Fake News- Produzenten gekennzeichnet zu werden, ohne diesen Vorwurf entkräften zu können? Denn wer etwas behauptet, sollte immer belastbare Quellen parat haben, die die eigene Glaubwürdigkeit untermauern.

Da ja das Kernthema Fake News lautet und vom Verein „Ein Prozent“ eben jene Kritik an der Deutungshoheit geübt wird, liefert ein Beispiel wohl einige Erkenntnisse:

COMPACT schrieb: „Silvesterbilder aus der Dortmunder Innenstadt erinnern an Szenen aus Aleppo. Hunderte Anhänger der Terrormiliz Freie Syrische Armee schrien in der Innenstadt der Ruhrmetropole unter bombenartigem Geknalle fanatisch ,Allahu Akbar‘ – laut Vertretern der Lokalmedien, um den Waffenstillstand zu feiern… Die Polizisten trugen bei dieser ,Feier‘ ihre Helme lieber mit heruntergeklapptem Schutzvisier. Aus der Gruppe von rund 1.000 Arabern/Nafris (darunter Familien mit Kindern) wurden auch Böller und Raketen auf die Einsatzkräfte und in die Menschenmenge gefeuert – ,gezielt‘, wie der WDR einräumt, aber dennoch einen „insgesamt ruhigen Verlauf“ konstatiert.“

Quelle: Compact- Magazin

Am besten lassen sich Videos vergleichen.

Video von den Ruhrnachrichten

Es ist ein Feuerwerk, wie es jedes Jahr in deutschen Städten üblich ist. Man hört Syrier tatsächlich etwas rufen, aber keinesfalls Allahu Akbar. Es klingt eher nach Syria, Syria oder so ähnlich. So wie die Situation vom Compact- Magazin dargestellt wird, kann man es nach diesem Video kaum deuten. Aber es gibt noch ein anderes Video:

Video Silvester Dortmund (sic!)

Beide Videos sollen zur etwa gleichen Zeit in Dortmund am Platz von Leeds aufgenommen worden sein. Während sich beim ersten Video die Identifizierung der Umgebung zumindest für Ortskundige leicht gestaltet, ist es beim zweiten ungleich schwieriger. Aber man kann bereits jetzt konstatieren, dass die beiden Videos nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufgenommen wurden. Somit muss eines davon eine Fälschung sein. Da das erste Video eindeutig dem Platz von Leeds in Dortmund zugeordnet werden kann, muss also das zweite Video woanders aufgenommen worden sein. Man darf jetzt nicht dem Trugschluss unterliegen, weil es dieses Video wirklich gibt und chaotische Zustände zeigt und zudem von einigen alternativen Nachrichtenportalen wie auch vom Compact- Magazin in die Dortmunder Innenstadt verlegt wurde, dass dies die Wirklichkeit reflektieren würde und die lokale Presse sowie die Mainstream- Medien die Wahrheit vertuschen wollten.

Das Online- Magazin Dortmund24.de hat etwas recherchiert und konnte sogar das zweite Video den tatsächlichen Geschehnissen zuordnen.

Das Video, das an „Szenen aus Aleppo“ erinnern soll, stammt gar nicht aus Dortmund. Es stammt wohl nicht einmal aus Deutschland. Und es ist auch nicht in der Silvesternacht entstanden. Höchstwahrscheinlich wurden die Szenen bereits einige Wochen zuvor im nordafrikanischen Land Algerien aufgenommen. Am 14. Dezember wurde das Originalvideo zum ersten Mal bei Youtube hochgeladen. Der ursprüngliche Titel deutet darauf hin, dass es zwei Tage zuvor gedreht wurde. Die Feuerwerkskörper wurden wohl anlässlich eines islamischen Festes zu Ehren des Propheten Mohammed gezündet. Offenbar wurde dieses Video heruntergeladen und mit dem gefälschten Hinweis auf die Silvesternacht in Dortmund neu hochgeladen. Ein Twitter-Nutzer, der das Video verbreitet, postete gleichzeitig auch Verweise auf eine Website die von Dortmunder Neonazis betrieben wird.

Ob nun mit Absicht oder nicht, das Compact- Magazin hat sich an der Verbreitung von dieser maßgeblich Fake News beteiligt. Anstatt dies richtig zu stellen, wird sogar die Tageszeitung TAZ massiv angegriffen, sie würde Fake News über das Compact- Magazin verbreiten. Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache.

„Ein Prozent“ hat vollkommen recht, dass die Menschen die Möglichkeit erhalten sollen, sich ihre Meinung frei bilden zu dürfen. Aber wenn Fake News als solche entlarvt worden sind, so ist es doch eine nützliche Unterstützung, wenn das für jeden sofort erkennbar ist. Denn für die meisten Menschen ist es außerordentlich schwierig und aufwendig, sich aus der Vielfalt der Informationen tatsächlich die wahren und richtigen heraus zu filtern. Wer das letztendlich tut, ist zweitrangig. Das darf auch „Ein Prozent“ gerne machen, dagegen spricht nichts. Aber das Entlarven von Fake News darf nicht bedeuten, dass sogenannte alternative Fakten die Wahrheit verwässern. Und das gilt auch gleichermaßen für Correctiv!, egal wer dieses Recherche- Kollektiv finanziert. Denn wenn Fake News- Jägern Fehler nachgewiesen werden, wirkt sich das auf deren Glaubwürdigkeit negativ aus. Es besteht also ein hohes Eigeninteresse, möglichst präzise zu arbeiten.

 

 

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