Die Gründe, weshalb Falschmeldungen verbreitet werden, sind vielfältig, oft politischer Natur. Fakenews sind auch oft so konzipiert, dass sie als solche kaum auffallen. Wer grundsätzlich nicht skeptisch gegenüber medial verbreiteten Nachrichten ist, wird schnell zum Opfer von Fakenews und hilft sogar noch bei der Verbreitung selbiger mit. Und wenn schließlich in der Meldung gewisse Erwartungen, Befürchtungen oder Wünsche bedient werden, nimmt man die Falschmeldungen als solche nicht mehr wahr. So wird die Falschmeldung zu eigenen Wahrheit, von der man ungern loslassen möchte. Auch wenn rationle Fakten dagegen sprechen, versucht man sich an die Falschmeldung zu klammern, ja diese sogar zu verteidigen.
Aktuell verbreitet das Medienportal RT Deutsch so eine Falschmeldung. Da RT Deutsch vom russischen Staat finanziert und kontrolliert wird, scheint diese Falschmeldung politisch motiviert zu sein.
Die Überschrift suggeriert, dass Microsoft- Gründer Bill Gates den Klimawandel ausgerechnet mit Kernenergie bekämpfen möchte.
Im Artikel selbst steht der Satz:
Der Korrespondent Anderson Cooper für das CBS-Nachrichtenmagazin 60 Minutes fragte Bill Gates auch, ob er schon immer ein großer Befürworter der Atomkraft gewesen wäre.
Eine Antwort von Bill Gates auf diese angeblich gestellte Frage gibt es von Bill Gates nicht. Stattdessen wird im Text geschickt ungeachtet dessen fortgefahren, als hätte Bill Gates die Frage, die im Interview gar nicht gestellt wurde, mit ja beantwortet.
Das Original- Video- Transscript von diesem Interview sieht so aus:
„The amount of change, new ideas. It’s way greater than the pandemic. And it needs a level of cooperation that would be unprecedented,“ Gates tells Anderson Cooper about combating climate change. See the interview, Sunday on „60 Minutes.“
Video Transcript
– Microsoft co-founder and philanthropist Bill Gates is on an urgent mission to fight climate change. In fact, he spent more than a decade investigating the causes and effects of global warming. And Gates is now about to release a new book on the subject, „How to Avoid a Climate Disaster.“ „60 Minutes“ contributor Anderson Cooper spoke with Gates in his first interview about the book. Take a look.
ANDERSON COOPER: You believe this is the toughest challenge humanity has ever faced?
BILL GATES: Absolutely. The amount of change, new ideas– its way greater than the pandemic, and it needs a level of cooperation that would be unprecedented.
ANDERSON COOPER: That doesn’t sound–
BILL GATES: No–
ANDERSON COOPER: –feasible.
BILL GATES: –it’s not easy. But hey, we have–
ANDERSON COOPER: It sounds impossible.
BILL GATES: –30 years, we have more educated people than ever, we have a generation that’s speaking out on this topic. And, you know, I got to participate in the miracle of the personal computer and the internet. So yes, I have a bias to believe innovation can do these things.
– Every time we do a piece on climate change, I think that it was 1989 that climate change was first on the front page of „The New York Times“ as an issue for humanity. And here we are–
– 2021. Yeah.
– –all these years later, still haven’t figured it out.
– So much work still to do.
– Yeah.
– Yeah.
– Glad Bill Gates is speaking up about it. This is good.
– Yeah.
– He knows a lot.
– He knows a lot. He knows people, he’s got resources.
– He knows people, he knows a lot of stuff.
– And warned about a pandemic five years ago.
– Yeah, he’s on top of things.
(Quellennachweis: https://news.yahoo.com/bill-gates-says-climate-change-143103992.html?guccounter=1&guce_referrer=aHR0cHM6Ly9kdWNrZHVja2dvLmNvbS8_cT1BbmRlcnNvbitDb29wZXIrQmlsbCtHYXRlcyZrbD1kZS1kZSZpYT13ZWI&guce_referrer_sig=AQAAAJSWTqGkstqXVqF0ZR6ogQUlO17CkgcJcXgmK-W-qpQblZ-3yclbRNufLXYS44CWQZQF0hEsCCshysaHEEgGHKN7ylmFg2vmeydNPWuGo5JeLFv4TXP9JUX-Sns4OEe78KMlWc8BgrX_F46VNnLa6TC9gvv6ztY0A9UwrtF_LC-R)
(Original- Quelle: https://www.cbsnews.com/news/bill-gates-climate-change-disaster-60-minutes-2021-02-14/)
Also um Atomkraft ging es in dem Interview gar nicht und in keiner Weise hat Bill Gates seine Zustimmung zu dieser Technik geäußert. Aber RT Deutsch macht einfach weiter, als hätte Bill Gates sich für Atomkraft ausgesprochen. Angeblich soll er sogar Atomkraftwerke finanzieren.
Das von Gates gegründete Unternehmen TerraPower soll mit kleinen Atomkraftwerken den Klimawandel bekämpfen.
Tatsächlich ist Bill Gates einer der Hauptinvestoren des TerraPower- Forschungsunternehmens. Doch es handelt sich nicht um den Bau von Atomkraftwerken.
TerraPower ist ein auf die Entwicklung von Laufwellen-Reaktoren (TWR) und Flüssigsalzreaktoren (MSR) spezialisiertes US-amerikanisches Technologie- und Forschungsunternehmen.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/TerraPower)
Tatsächlich sollen die TerraPower- Reaktoren auch abgereichertes Uran als Brennstoff verwerten können. Abgereichertes Uran ist nichts anderes als Atommüll, für den es weltweit keine Endlager gibt. Dieser Atommüll wird quasi wiederverwendet zur Energiegewinnung.
Nach Darstellung von TerraPower beherbergen die USA 700.000 Tonnen abgereichertes Uran, acht Tonnen des Urans könnte 2,5 Millionen Haushalte pro Jahr mit Strom versorgen. Mit den weltweit gelagerten Beständen könnten demzufolge 80 Prozent der Weltbevölkerung über ein Jahrtausend lang mit Energie versorgt werden – auf dem gegenwärtigen (2012) Niveau eines durchschnittlichen Amerikaners. Bis Nukleartechnik aus der Forschung in den Betrieb gehen, d. h. industriell gebraucht werden kann, vergehen erfahrungsgemäß Jahrzehnte. Terra Power plant bis zum Jahr 2025 einen Forschungsreaktor gebaut zu haben. Auch in Flüssigsalzreaktoren kann statt angereichertem spaltbarem Material anderer Brennstoff verwendet werden, beispielsweise Thorium oder Atommüll. Auf diese Weise könnte bis zu 95 Prozent des bereits abgebrannten weltweiten Brennstoffs aus heutigen Reaktoren recycelt werden. Es bliebe lediglich ein geringer Rest mit relativ kurzen Halbwertszeiten übrig.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/TerraPower)
Mit TerraPower, das auch von Gates Klimafonds mitfinanziert wird, setzt der Multimilliardär auf Atomenergie.
Wenn man die Zusammenhänge richtig einordnet und auch korrekt interpretiert, will man mit diesen neuartigen Reaktormodellen u.a. auch die riesigen Atommüllberge verringern und sogar daraus noch Energie gewinnen. Schaut man sich die Fakten genau an, entsteht ein völlig anderes Bild, als es von RT Deutsch suggeriert wird. Da im Artikel durchaus auch Tatsachen genannt werden, ist es schwierig, die falschen Aussagen davon zu trennen. Dennoch bleibt der Artikel eine Falschmeldung. Entscheidende Elemente des Artikels geben schlicht nicht die Wahrheit wider.