Urlauberfoto

Urlaub abseits der Hochglanzprospekte

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Das Hotel Tia Heights in der Makady Bay am Roten Meer wirkt traumhaft einladend für einen Ägypten- Urlaub. Bilder sind jedoch oft nicht aktuell oder zeigen gern nur den Teil, der noch anschauenswert ist.

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Wir, also meine Frau und ich, sind eher nicht die anspruchsvollen Pauschaltouristen, stellen jedoch Hygiene sowie das Wohlfühlambiente in den Vordergrund. Dass die letzten Bewertungen für dieses Urlaubs- Resort schon über 4 Jahre zurückliegen (zumindest bei „Ab-in-den-Urlaub“), hätte eigentlich die Alarmglocken erklingen lassen müssen.
Die besten Jahre des Tia Heights sind definitiv vorbei, ja man darf sogar behaupten, dass der Großteil vom Inventar schon aus der Eröffnungszeit stammt, welche über 30 Jahre zurückliegt.
Das Badezimmer bildet sicher das negative Highlight des Doppelzimmers. Silikon wurde augenscheinlich als Allzweckwaffe gegen den unaufhaltsamen Verfall eingesetzt, sodass die Fugen inzwischen beachtliche Breiten erzielt haben. Man sollte aber stets die alten Silikonfugen vorher entfernen und nicht einfach den Schimmelpilz überstreichen, wird jeder Sanitärfachmann bestätigen. Der Schimmelpilz gewinnt immer. Jetzt sieht es nicht nur dilettantisch renoviert aus, sondern auch ziemlich eklig. Demzufolge steht nach jeder Dusche das Bad unter Wasser und es läuft sogar unter dem Türschlitz hindurch. Das wiederum erklärt, weshalb der Türrahmen von unten her fault.

Seifenablage
Badewanne
Badewannenabfluss
Türrahmen der Badezimmertür

Die Matraze sorgt mit ihren losen Stahlfedern für Rückenschmerzen und verhindert beständig einen geruhsamen Schlaf. Ein weiteres schlafstörendes Geräusch verursachen quasi alle Zimmertüren. Die schweren, alten Türen sind dermaßen verzogen, dass man sie nur mit Gewalt lautstark zuschlagen kann. Selbst weit entfernte Zimmertüren entwickeln noch einen ausreichend hohen Geräuschpegel, dass man fast jedes Mal erschreckt. Es ist uns nie gelungen, die Tür halbwegs geräuscharm zu schließen.
Man darf den Einwand gelten lassen, die Mängel zu reklamieren und auf ein anderes Zimmer zu bestehen. Genau das haben wir auch getan. Sozusagen war das ziemlich überflüssig, denn die Zimmer befinden sich alle in einem erbärmlichen Zustand, soweit wir das durch gelegentliche Einblicke erfahren konnten. Die Hotelangestellten begriffen nicht wirklich, was wir eigentlich reklamierten…
Internet gibt es gedrosselt nur in der Lobby. Gegen Aufpreis gibt es dann auch WLAN im Zimmer. Das halte ich im 5 Sterne Bereich meines Erachtens für zu wenig.

Geschirr und Gläser sollten stets kontrolliert werden, denn nicht selten werden sie nach Gebrauch einfach mal im Spülbecken oberflächlich ausgespült. Für Forensiker wäre es keine Herausforderung, brauchbare Finger- und Lippenabdrücke zu entnehmen.

Was für uns Hygienefetischisten bereits für ein Fiasko ausreicht, wird von einem bestimmten Urlauberklientel zur touristischen Apokalypse ausgeweitet. Russische Urlauber dominieren augenscheinlich Hurghada und auch hier in der Anlage sind es deutlich mehr als 90%. Man erkennt förmlich an den Tischen in den Speisesälen, ob dort Russen gerade speisen oder gespeist haben. Bis zum auseinanderbrechen gefüllte Teller sind ebenso ein untrügerisches Zeichen wie die Vodka- oder Rum befüllten Gläser. Das mag sicher nicht auf alle Russen zutreffen wie auch das Reservieren von Liegen im Morgengrauen mit Handtüchern gern das Image deutscher Touristen beschreiben soll. Allerdings konnten wir auch desöfteren rüpelhaftes Benehmen sowie massiven Egoismus wahrnehmen. Vordrängeln ist beinahe schon Gewohnheit. Dass nach den Mahlzeiten solcher Protagonisten häufig von den überfüllten Tellern mehr als üppige Reste zurückbleiben und auch das direkte Umfeld um den Ort des Geschehens kein appetitliches Bild hinterlässt, ist weitgehend gängige Praxis.

Sport- und Freizeitangebote sind praktisch nicht vorhanden. So wie die Billard- Tische sehen auch die Tennisplätze aus und auch die Minigolf- Anlage lässt keinen Ball gerade laufen…

kostenpflichtige Billard- Tische

Es gibt auch durchaus positive Eindrücke. Am Strand kümmerte sich ein freundlicher Mitarbeiter stets um unsere Liegen. Ebenso machte das „männliche Zimmermädchen“ seine Arbeit nach den gegebenen Umständen ordentlich.

Die Unterwasserwelt in direkter Strandnähe konnte mit anderen Ägypten- Aufenthalten nicht mithalten. Bedenklich erschien mir ein Rohr, welches in die Badebucht keine 50 Meter vom Ufer entfernt, eine schlierige Substanz einleitet…

Nervig sind die vielen Verkäufer am Strand, die regelrecht wie Geier das „Aas“ umkreisen, um weitgehend Dienstleistungen und Produkte anzubieten, die man gar nicht braucht. Krönung war das Angebot für einen Haarschnitt, wobei man wissen muss, dass sich meine Haarpracht mit den Jahren auf eine Halbglatze mit verbliebenen 6 Millimeter Stoppelschnitt reduziert hat. Es stört weniger, dass die Leute ihre Dienste anbieten, vielmehr ist die Hartnäckigkeit einzelner Akteure, die ein einziges, eindeutiges NEIN irgendwie ignorieren. Aber das ist wohl an fast allen Urlauber- Stränden ebenso…

Fast wollte ich die Rezension an dieser Stelle beenden, hätten die Hotelmitarbeiter uns nicht noch eine Überraschung am Vorabend unserer Abreise beschert. Mit einer Art Motorgebläse wurde ein dichter weißer Nebel quer durch die Hotelanlage versprüht. Mir ist nicht klar, um welche Substanz es sich hierbei handelte, aber ein beissender Gestank zog langsam die Wände hinauf. Wer nicht schnell genug die Fenster oder Balkontüren zumachte, durfte sich auf ein sicher nicht gesundes Raumklima freuen. Was immer hier für ein Gift versprüht wurde, es gehört schlichtweg nicht in Wohnungen bzw. in Aussenbereiche, wo man diese Stoffe einatmet. Idealerweise verzichtet man darauf komplett, insbesondere wenn Flora und Fauna ohnehin nur spärlich am Wüstenrand gedeihen.

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